Europäisches Emissionshandelssystem (EU ETS)

Das europäische Emissionshandelssystem (EU ETS) wurde ins Leben gerufen, um die jährlichen Emissionen in Europa zu begrenzen und gemäß dem Verursacherprinzip einen Preis für Kohlenstoffemissionen festzulegen. Das EU ETS gilt für Energieerzeuger, energieintensive Industriesektoren sowie den Luftverkehr und soll auch auf den Seeverkehrssektor ausgeweitet werden. Es ist ein wichtiger Bestandteil der ehrgeizigen Klimapolitik der EU und das zentrale Instrument, um bis 2030 Nettoemissionsreduktionen von mindestens 55 Prozent zu erreichen.

Bis 2018 verursachte die Emission einer Tonne Kohlenstoffdioxid (CO₂) für Betreiber von Industrieanlagen, die dem EU ETS unterliegen, Kosten in Höhe von weniger als 20 Euro. Seitdem sind die Preise für Emissionszertifikate kontinuierlich gestiegen und erreichten im August 2022, getrieben durch die stark angestiegenen Gaspreise, ein neues Rekordhoch von fast 100 Euro. Obwohl der Preis für Erdgas in der EU in den letzten Monaten merklich gesunken ist, stiegen die Preise für den Ausstoß einer Tonne Kohlenstoffdioxid Ende Februar 2023 auf über 100 Euro. Wie stark der EU-ETS-Markt durch eine hohe Preisvolatilität gekennzeichnet ist, zeigt die folgende Abbildung. Die starke Volatilität birgt ebenso wie ein sehr geringer Preis das Risiko, die Bemühungen zur Dekarbonisierung zu gefährden, da sie Unsicherheit schafft und Wachstums- und Investitionsentscheidungen behindern kann.

Die Volatilität beim CO₂-Preis wurde durch mehrere Faktoren beeinflusst.

Die jüngsten Preisverschiebungen auf dem europäischen Markt für Emissionszertifikate sind durch mehrere, sich teils überlagernde Faktoren entstanden. Im Jahr 2021, als das Vereinigte Königreich und China ihre eigenen nationalen CO2-Märkte einführten, stieg der EU-CO2-Preis von knapp über 30 Euro/t CO₂ auf rund 90 Euro/t CO₂ im Dezember erheblich an. Die hohen EU-CO2-Preise hielten sich bis ins Jahr 2022, was sich durch hohe Rohstoffpreise, regulatorische Reformen, den Einmarsch Russlands in der Ukraine und den politischen Willen zur Erhöhung der EUA-Preise erklären lässt. Darüber hinaus stieg der Energieverbrauch in Europa im Jahr 2022 im Zuge der Erholung nach der Pandemie auf das Niveau vor der Pandemie an und führte somit zu einer erhöhten Nachfrage nach Zertifikaten.

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