Abschaltbare Lasten (AbLaV)
Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV) in Deutschland: Hintergrund, Funktionsweise und aktuelle Informationen.
Die AbLaV war eine deutsche Verordnung, die kurzfristige Stromunterbrechungen bei Industriebetrieben ermöglichte. Ziel war es, die Netzstabilität zu gewährleisten, indem stromintensive Prozesse bei Engpässen im Stromnetz heruntergefahren werden konnten.
Funktionsweise:
- Bereitstellung von Abschaltbare Lasten: Industrielle Anlagen, die ihre Produktionsprozesse kurzfristig drosseln oder unterbrechen können, meldeten sich als Anbieter von Abschaltbarer Last bei den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) an.
- Vergütung: Die ÜNB vergüteten die Unternehmen sowohl für die Bereitstellung dieser Abschaltbaren Last, als auch für die tatsächliche Abschaltung im Falle eines Engpasses.
- Abruf: Bei drohender Netzüberlastung forderten die ÜNB die Anbieter von Abschaltbarer Last auf, ihre Leistung zu reduzieren.
Vorteile:
- Erhöhung der Netzstabilität: Durch die kurzfristige Reduzierung des Stromverbrauchs konnte die Stabilität des Stromnetzes in kritischen Situationen sichergestellt werden.
- Vermeidung von großflächigen Stromausfällen: Anstatt ganze Regionen vom Netz zu trennen, konnten gezielt einzelne Industrieprozesse gedrosselt werden.
- Marktwirtschaftlicher Ansatz: Die Bereitstellung von Abschaltbarer Last erfolgte auf freiwilliger Basis und wurde durch ein Vergütungssystem marktkonform geregelt.
Nachteile:
- Belastung für Unternehmen: Die Bereitstellung und Abschaltung von Abschaltbarer Last bedeutete für die Unternehmen einen zusätzlichen Aufwand und potenziell auch Produktionsausfälle.
- Umlage auf Stromkunden: Die Kosten für die AbLaV wurden über die Stromrechnung auf alle Endverbraucher umgelegt.
- Komplexität: Die Umsetzung der AbLaV erforderte eine komplexe technische Infrastruktur und Koordinierung zwischen allen Akteuren.
Auslaufen der AbLaV:
Zum 1. Juli 2022 trat die AbLaV größtenteils außer Kraft. Die Gründe dafür waren:
- Verbesserungen im Übertragungsnetz: Durch den Ausbau und die Modernisierung des Stromnetzes ist die Stabilität des Systems deutlich gestiegen.
- Gestiegene Bedeutung von Flexibilitätsoptionen: Alternative Flexibilitätsoptionen, wie z.B. Batteriespeicher und Kraftwerksmanagement, gewinnen zunehmend an Bedeutung und bieten eine effizientere und kostengünstigere Möglichkeit zur Netzstabilisierung.
- Kritik an der Umlage: Die Umlage auf Stromkunden wurde als ungerecht empfunden, da sie auch Verbraucher traf, die nicht von den Vorteilen der AbLaV profitierten.
Fazit:
Die AbLaV hat in den vergangenen Jahren einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Netzstabilität in Deutschland geleistet. Aufgrund der technischen Entwicklungen und alternativer Flexibilitätsoptionen war es jedoch sinnvoll, die Verordnung auslaufen zu lassen. Die gewonnenen Erkenntnisse aus der AbLaV können aber weiterhin für die Gestaltung zukünftiger Flexibilitätsmärkte genutzt werden.