Wenige Grosskonzerne verursachen grössten Teil der Emissionen und Klimaschäden

Zahlreiche Studien belegen, dass eine relativ kleine Anzahl grosser Konzerne einen unverhältnismässig grossen Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verursacht und somit massgeblich zu den globalen Klima- und Umweltschäden beiträgt.

Eine viel beachtete Studie, die im Carbon Majors Database veröffentlicht wurde, zeigt beispielsweise, dass seit 1988 lediglich 100 Unternehmen für rund 71% der globalen industriellen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Eine weitere Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass sogar nur 25 Unternehmen und staatliche Organisationen über 50% dieser Emissionen verursachten.

Diese enormen Emissionsmengen haben weitreichende Folgen für unser Klima. Sie führen zu einer beschleunigten globalen Erwärmung, die wiederum extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Stürme verstärkt. Der Anstieg des Meeresspiegels bedroht Küstenregionen, und Ökosysteme sowie die Artenvielfalt leiden unter den veränderten Bedingungen.

Die Erkenntnisse dieser Studien unterstreichen die immense Verantwortung, die Grosskonzerne im Kampf gegen den Klimawandel tragen. Es wird deutlich, dass effektive Klimaschutzmassnahmen ohne eine signifikante Reduktion der Emissionen dieser wenigen, aber einflussreichen Akteure kaum möglich sein werden. Dies wirft dringende Fragen nach der Rechenschaftspflicht und der Notwendigkeit strengerer Regulierungen für diese Unternehmen auf, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch abwenden zu können.

Die grossen Konzerne verursachen so viele Emissionen aus mehreren Gründen:

  • Geschäftsmodelle: Viele dieser Unternehmen sind in Branchen tätig, die von Natur aus hohe Emissionen verursachen, wie z.B. die fossile Brennstoffindustrie, die Energieerzeugung, die Schwerindustrie (Zement, Stahl) und die Landwirtschaft (insbesondere Tierhaltung). Ihre Kernprodukte und -prozesse sind oft energieintensiv und basieren auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe oder anderen klimaschädlichen Praktiken.
  • Umfang der Produktion: Aufgrund ihrer Grösse produzieren diese Konzerne enorme Mengen an Gütern und Dienstleistungen, was entsprechend hohe Energieverbräuche und Emissionen mit sich bringt. Ihre globalen Lieferketten und der Transport ihrer Produkte tragen ebenfalls erheblich zu ihrem CO2-Fussabdruck bei.
  • Historische Entwicklung: Viele dieser Konzerne sind seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten tätig und haben in dieser Zeit kumulativ riesige Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre ausgestossen. Ihre Infrastruktur und Technologien sind oft auf fossile Brennstoffe ausgerichtet und erfordern grosse Investitionen für eine Umstellung.
  • Marktmacht und Einfluss: Grosse Konzerne verfügen oft über erhebliche politische und wirtschaftliche Macht. Dies ermöglicht es ihnen, Regulierungen zu beeinflussen, die ihre Geschäftsmodelle beeinträchtigen könnten, und den Übergang zu nachhaltigeren Praktiken zu verlangsamen oder zu verzögern. Sie können auch Kampagnen finanzieren, die Zweifel an der Klimawissenschaft säen oder die Dringlichkeit von Klimaschutzmassnahmen untergraben.
  • Fokus auf Gewinnmaximierung: Das primäre Ziel börsennotierter Unternehmen ist in der Regel die Steigerung des Shareholder Value. Kurzfristige Gewinninteressen können oft über langfristigen Umweltbelangen stehen, insbesondere wenn nachhaltige Alternativen höhere Anfangsinvestitionen oder geringere Margen bedeuten.

Warum wird trotz dieser Erkenntnisse nicht konsequenter gehandelt? Hierfür gibt es komplexe und miteinander verwobene Gründe:

  • Wirtschaftliche Abhängigkeiten: Viele Volkswirtschaften sind stark von den Industrien abhängig, die die grössten Emissionen verursachen. Ein abrupter Übergang könnte zu Arbeitsplatzverlusten und wirtschaftlichen Turbulenzen führen, was politische Entscheidungsträger zögern lässt.
  • Lobbyismus und politischer Einfluss: Wie bereits erwähnt, haben grosse Konzerne oft erheblichen Einfluss auf politische Prozesse. Sie können Lobbyarbeit betreiben, um Gesetze und Vorschriften zu verhindern oder abzuschwächen, die ihre Emissionen begrenzen würden. Wahlkampfspenden und die Androhung von Verlagerungen können ebenfalls politische Entscheidungsträger beeinflussen.
  • Fehlende internationale Übereinkommen und Durchsetzung: Obwohl es internationale Abkommen wie das Pariser Abkommen gibt, sind diese oft nicht bindend oder enthalten Schlupflöcher. Die Durchsetzung von Klimazielen auf globaler Ebene ist schwierig und hängt von der Kooperation und dem politischen Willen einzelner Staaten ab.
  • Kurzfristiges Denken: Politik und Wirtschaft sind oft von kurzfristigen Zyklen (Wahlen, Quartalsberichte) geprägt. Langfristige Herausforderungen wie der Klimawandel erfordern jedoch langfristige Planung und Investitionen, die kurzfristig möglicherweise Kosten verursachen, aber langfristig grösseren Nutzen bringen.
  • Trägheit und Pfadabhängigkeit: Die bestehende Infrastruktur und die etablierten Geschäftsmodelle grosser Konzerne sind tief verwurzelt. Eine grundlegende Umstellung erfordert erhebliche Investitionen in neue Technologien und Prozesse, was Widerstand hervorrufen kann.
  • Greenwashing: Einige Konzerne betreiben "Greenwashing", indem sie ihre Umweltbemühungen übertreiben oder sich auf wenig wirksame Massnahmen konzentrieren, um von ihrem Kerngeschäft und den damit verbundenen Emissionen abzulenken. Dies kann den Eindruck erwecken, dass Fortschritte erzielt werden, während die tatsächlichen Emissionsreduktionen unzureichend sind.
  • Komplexität des Problems: Der Klimawandel ist ein komplexes, globales Problem mit vielfältigen Ursachen und Auswirkungen. Es erfordert systemische Veränderungen auf allen Ebenen – von Regierungen und Unternehmen bis hin zu individuellen Konsumgewohnheiten. Diese Komplexität kann die Entwicklung und Umsetzung effektiver Lösungen erschweren.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass es durchaus Bemühungen gibt und Fortschritte erzielt werden. Immer mehr Regierungen setzen sich ambitioniertere Klimaziele, und einige Unternehmen beginnen, ihre Geschäftsmodelle in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren. Der Druck durch Investoren, Aktivisten und die Öffentlichkeit wächst, und technologische Innovationen bieten neue Möglichkeiten zur Emissionsreduktion. Dennoch bleibt die Diskrepanz zwischen den notwendigen und den tatsächlichen Massnahmen weiterhin gross.

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