Repowering im Kontext der Energiewende
Was ist Repowering genau?
Stellen Sie sich einen alten Windpark vor, der vor 15-20 Jahren gebaut wurde. Die dort installierten Windräder sind technisch auf dem Stand von damals. Beim Repowering werden diese alten Anlagen abgebaut und durch eine geringere Anzahl von deutlich leistungsstärkeren, größeren und technologisch fortschrittlicheren Windturbinen ersetzt.
Charakteristika des Repowering:
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Effizienzsteigerung: Eine moderne Windenergieanlage der 5- bis 6-Megawatt-Klasse kann die Stromproduktion von drei bis fünf alten Anlagen der 1- bis 2-Megawatt-Klasse erreichen oder sogar übertreffen.
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Reduzierung der Anzahl: Oftmals kann durch Repowering die Anzahl der Windräder am Standort reduziert werden, während die Gesamtstromproduktion massiv steigt. Das führt zu einer Verringerung der "visuellen Dichte" der Windparks.
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Bestandstandorte: Es werden Standorte genutzt, die bereits für die Windenergienutzung vorgesehen und genehmigt sind und oft auch über eine bestehende Netzanbindung verfügen.
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Lärmemissionen: Neuere Anlagen sind trotz ihrer Größe oft leiser als ihre älteren Pendants oder haben Funktionen zur Lärmreduktion.
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Technische Lebensdauer: Viele der ersten Windenergieanlagen in Deutschland erreichen das Ende ihrer ursprünglich geplanten technischen Lebensdauer von etwa 20 Jahren.
Warum gewinnt Repowering in Deutschland an Tempo?
Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass Repowering in Deutschland eine immer wichtigere Rolle spielt:
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Alter der Bestandsflotte: Viele der Windparks, die in den 1990er und frühen 2000er Jahren errichtet wurden, nähern sich dem Ende ihrer Betriebsdauer. Ein Abriss ohne Ersatz würde die installierte Leistung reduzieren.
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Knappheit geeigneter Flächen: Neue Flächen für Windparks zu finden und zu genehmigen, ist in Deutschland aufgrund von Auflagen (z.B. Artenschutz, Mindestabstände zur Wohnbebauung) und Akzeptanzproblemen sehr schwierig und zeitaufwendig. Repowering nutzt bereits genutzte Flächen.
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Deutlicher Technologiefortschritt: Moderne Windturbinen sind wesentlich effizienter, haben größere Rotordurchmesser und höhere Nabenhöhen, wodurch sie mehr Windenergie nutzen und konstanter Strom erzeugen können. Die Stromgestehungskosten sinken erheblich.
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Kostenvorteile: Bestehende Infrastruktur wie Wege und Netzanbindungen kann oft weitergenutzt werden, was die Investitionskosten im Vergleich zu komplett neuen Standorten senkt.
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Beitrag zu Klimazielen: Deutschland hat ambitionierte Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien. Repowering ist ein schneller und effizienter Weg, um die Kapazitäten zu erhöhen und somit die Klimaschutzziele zu erreichen.
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Verbesserte Wirtschaftlichkeit: Die deutlich höhere Stromproduktion pro Anlage verbessert die Wirtschaftlichkeit für die Betreiber auch unter neuen Förderbedingungen.
Was wird durch Repowering unterstützt?
Repowering unterstützt maßgeblich folgende Ziele und Entwicklungen:
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Die Energiewende: Es ist ein entscheidender Hebel, um die Erzeugungsleistung aus Windenergie substanziell zu erhöhen und somit den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix zu steigern.
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Klimaschutz: Durch die erhöhte Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen werden die Emissionen von Treibhausgasen weiter reduziert.
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Sektorenkopplung: Mehr erneuerbarer Strom ist die Grundlage für die Elektrifizierung weiterer Sektoren (Verkehr, Wärme, Industrie) und die Erzeugung von grünem Wasserstoff.
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Netzstabilität und Versorgungssicherheit: Neuere Anlagen können besser in das Stromnetz integriert werden und tragen zu dessen Stabilität bei. Die höhere und konstantere Einspeisung verbessert die Versorgungssicherheit.
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Flächeneffizienz: Es maximiert die Energieausbeute pro genutzter Fläche, da auf einer kleineren Anzahl von Turbinen deutlich mehr Strom erzeugt wird.
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Wirtschaftliche Entwicklung: Es schafft Investitionen, Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie, im Bau und Betrieb von Anlagen sowie lokale Steuereinnahmen.
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Akzeptanz: Obwohl auch Repowering-Projekte auf Widerstand stoßen können, wird argumentiert, dass der Ersatz alter Anlagen durch weniger, aber leistungsfähigere Turbinen mit weniger Geräusch- oder Schattenwurf-Emissionen (pro Kilowattstunde) die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen könnte.
Repowering ist ein kluger Weg, um das volle Potenzial bestehender Windenergiestandorte auszuschöpfen und die Energiewende in Deutschland effizient und zielgerichtet voranzutreiben.