plötzlicher Stromausfall -Blackout auch in Deutschland möglich

Die Ereignisse in Spanien und Portugal, bei denen ein plötzlicher Ausfall von 15 Gigawatt zu stundenlangen Blackouts führte und die Anfälligkeit aufgrund fehlender elektrischer Trägheit und begrenzter Außenanbindungen offenbar wurde, werfen wichtige Fragen zur Resilienz anderer europäischer Stromnetze auf, insbesondere im Hinblick auf Deutschland. Deutschlands Stromnetz ist aufgrund seiner Redundanz, der starken Anbindung an das europäische Verbundnetz und der vorhandenen Regelungsmechanismen deutlich robuster aufgestellt als das iberische Netz, wie es sich bei dem jüngsten Blackout gezeigt hat. Ein ähnlich lang anhaltender und flächendeckender Stromausfall in Deutschland ist daher sehr unwahrscheinlich. Dennoch ist eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung der Netzinfrastruktur und der Notfallpläne angesichts der Energiewende und neuer potenzieller Bedrohungen (z.B. Cyberangriffe) unerlässlich.

Deutschlands Ausgangslage:

Deutschland unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von der Situation, die in Spanien und Portugal zu dem Blackout beigetragen hat:

  • Hohe Netzstabilität: Das deutsche Stromnetz gilt im europäischen Vergleich als eines der stabilsten und zuverlässigsten weltweit. Die durchschnittliche Stromunterbrechungsdauer pro Endverbraucher ist sehr gering (2023: 12,8 Minuten).
  • Redundante Netzinfrastruktur: Das deutsche Übertragungsnetz ist nach dem sogenannten (n-1)-Sicherheitsprinzip ausgelegt. Das bedeutet, dass das Netz den Ausfall eines einzelnen Netzelements (z.B. einer Leitung oder eines Transformators) verkraften muss, ohne dass es zu großflächigen Ausfällen kommt.
  • Starke Anbindung an europäisches Verbundnetz: Deutschland ist sehr gut mit den Stromnetzen seiner Nachbarländer verbunden. Dies ermöglicht einen gegenseitigen Ausgleich von Stromerzeugung und -verbrauch und die Unterstützung im Falle von Störungen. Im Jahr 2024 importierte Deutschland netto 31,9 TWh Strom.
  • Schwarzstartfähige Kraftwerke: Deutschland verfügt über Kraftwerke, die in der Lage sind, das Stromnetz nach einem kompletten Zusammenbruch eigenständig wieder aufzubauen (Schwarzstartfähigkeit).
  • Engagierte Netzbetreiber und Sicherungssysteme: Die deutschen Netzbetreiber sorgen kontinuierlich für ein Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und -verbrauch und verfügen über vielfältige Sicherungsmechanismen, die bei Überlastungen oder Störungen greifen.

Bewältigung einer ähnlichen Krise in Deutschland:

Auch wenn ein Blackout ähnlichen Ausmaßes in Deutschland als sehr unwahrscheinlich gilt, gäbe es Mechanismen zur Bewältigung einer solchen Krise:

  • Automatische Schutzmechanismen: Bei Störungen im Netz greifen automatische Mechanismen, die Betriebsmittel und Leitungen vor Schaden schützen und versuchen, den Fehler einzugrenzen.
  • Regelenergie: Die Netzbetreiber setzen Regelenergie ein, um kurzfristige Schwankungen zwischen Erzeugung und Verbrauch auszugleichen und die Netzfrequenz stabil zu halten.
  • Netzbezogene Maßnahmen: Bei drohenden Überlastungen können die Übertragungsnetzbetreiber netzbezogene Maßnahmen anordnen oder durchführen, wie z.B. das Herunterregeln von Erzeugungsanlagen oder die temporäre Abschaltung von Verbrauchern (Lastabschaltung).
  • Importe aus Nachbarländern: Im Falle eines grossflächigen Ausfalls könnten und würden die gut funktionierenden Verbindungen zu den Nachbarländern genutzt, um Strom zu importieren und die Versorgung wiederherzustellen.
  • Schwarzstartfähige Kraftwerke: Sollte es zu einem Blackout kommen, könnten schwarzstartfähige Kraftwerke sukzessive das Netz wiederaufbauen.
  • Notstromaggregate: Kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Wasserwerke und Notfalldienste verfügen über Notstromaggregate, um im Falle eines Stromausfalls weiterhin funktionsfähig zu bleiben.
  • Bevölkerungsschutz: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gibt Empfehlungen zur Vorsorge und Selbsthilfe bei Stromausfällen heraus.

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