kritische Grundwasserlage
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die Wasserversorgung langfristig zu sichern, sind umfassende Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen erforderlich:
I. Reduzierung des Wasserverbrauchs (Entnahmepriorisierung und Effizienzsteigerung):
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Priorisierung der Wassernutzung:
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Trinkwasserversorgung hat Vorrang: Die Sicherstellung der öffentlichen Trinkwasserversorgung muss oberste Priorität haben.
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Festlegung von Nutzungshierarchien: Klare Regeln, welche Nutzungen in kritischen Phasen eingeschränkt oder verboten werden, sind notwendig (z.B. Bewässerung von Gärten, Sportplätzen, Industrie).
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Entnahmeverbote: Viele Landkreise erlassen bereits Allgemeinverfügungen, die bei Unterschreitung von Grenzwasserständen die Entnahme von Wasser aus Flüssen, Bächen und Seen verbieten oder einschränken. Bei Verstößen drohen hohe Bußgelder.
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Effizientere Wassernutzung in der Landwirtschaft:
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Anbau wasserarmer Kulturen: Förderung von Pflanzen, die an regionale Gegebenheiten angepasst sind und weniger Bewässerung benötigen (z.B. bestimmte Getreidesorten, Kichererbsen in einigen Regionen).
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Moderne Bewässerungstechniken: Umstellung von verlustreichen Methoden (z.B. Beregnung mit Starkregnern bei Wind und Hitze) auf wassersparende Verfahren wie Tropfbewässerung oder bodennahe Düsenwagen.
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Digitalisierung der Bewässerung: Einsatz von Sensoren und intelligenten Systemen zur präzisen Bedarfsermittlung und Steuerung der Bewässerung.
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Optimierung der Bodengesundheit: Humusreiche Böden können Wasser besser speichern und die Verdunstung reduzieren. Maßnahmen wie Mulchen, Direktsaat und der Aufbau von organischem Material im Boden sind hier wichtig.
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Wassersparen in Haushalten und Industrie:
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Aufklärung und Sensibilisierung: Kampagnen, die Bürger und Unternehmen zum Wassersparen anhalten (z.B. Verzicht auf Rasenbewässerung, Nutzung von Regenwasser).
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Erhöhung der Wasserentnahmegebühren: Ein "fairer Preis" für Wasser, der den tatsächlichen Wert der Ressource widerspiegelt und zum Sparen anregt, insbesondere in der Industrie.
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Wiederverwendung von Nutzwasser: Aufbereitung und Nutzung von Grauwasser (z.B. aus Duschen) für die Toilettenspülung oder Gartenbewässerung.
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Industrielle Prozessoptimierung: Förderung von Technologien und Prozessen, die den Wasserverbrauch minimieren oder Wasserkreisläufe ermöglichen.
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II. Förderung der Grundwasserneubildung und Wasserspeicherung:
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Entsiegelung von Flächen:
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Städtebau nach dem "Schwammstadt"-Prinzip: Regenwasser soll nicht sofort abgeleitet werden, sondern in der Stadt versickern können. Dies geschieht durch grüne Dächer, versickerungsfähige Oberflächen, dezentrale Regenwasserspeicher und die Entsiegelung von Flächen.
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Freilegung von Fließgewässern: Umwandlung von begradigten und verbauten Gewässern in naturnahe Verläufe mit Auen und Überschwemmungsflächen.
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Renaturierung von Ökosystemen:
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Wiedervernässung von Mooren und Auen: Moore und Auen sind natürliche Wasserspeicher. Ihre Renaturierung hilft, Wasser in der Landschaft zu halten und die Grundwasserneubildung zu fördern.
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Wiederherstellung von Wäldern: Gesunde Wälder wirken als Wasserspeicher und fördern die Grundwasserneubildung.
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Regenwassermanagement:
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Regenwassernutzungsanlagen: Förderung der Nutzung von Regenwasser für Gartenbewässerung, Toilettenspülung und andere nicht-trinkwasserrelevante Zwecke.
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Dezentrale Versickerung: Schaffung von Möglichkeiten zur lokalen Versickerung von Regenwasser (z.B. über Mulden, Rigolen).
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III. Monitoring und Planung:
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Ausbau des Messnetzes: Installation zusätzlicher Messstellen zur flächendeckenden Erfassung von Grundwasserständen und -qualität.
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Datenportal und Modellierung: Sammlung und Bereitstellung von Grundwasserdaten in zentralen Portalen zur flexibleren und präziseren Entscheidungsfindung. Entwicklung regionaler Grundwassermodelle zur Beurteilung von Entnahmen und deren Auswirkungen.
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Regionale Wasserstrategien: Erarbeitung von lokalen und regionalen Konzepten für ein nachhaltiges Grundwassermanagement, die die spezifischen Gegebenheiten und Nutzungen berücksichtigen. Dies erfordert die Zusammenarbeit aller Akteure (Behörden, Landwirtschaft, Industrie, Bürger).
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Vorsorgeprinzip: Einrichtung von Wasserschutzgebieten und Minimierung von Risiken durch potenzielle Schadstoffe.
Die Umsetzung dieser Maßnahmen erfordert ein koordiniertes Vorgehen von Bund, Ländern und Kommunen sowie die Einbindung aller relevanten Akteure. Es geht darum, eine resiliente Wasserversorgung zu schaffen, die den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen ist.