Kosten der Energiewende
1. Einschätzung der Kosten der Energiewende
Die Energiewende ist ein umfassendes Transformationsprojekt, das über die reine Stromerzeugung hinausgeht und auch die Sektoren Wärme und Verkehr umfasst.
-
Gesamtkostenprognosen: Verschiedene Studien und Prognosen variieren in ihren Schätzungen, aber es wird deutlich, dass die Energiewende massive Investitionen erfordert.
-
Studien wie die von PwC und der Stiftung Energie und Klimaschutz sprechen von Billionen Euro bis 2045 oder 2050. Beispielsweise werden im Szenario des beschleunigten Klimaschutzes rund 5,3 Billionen Euro an Investitionen in den Verbrauchssektoren bis 2050 genannt.
-
Der Investitionsbedarf der deutschen Energiewirtschaft für Infrastruktur und Technologien bis 2030 wird auf über 721 Milliarden Euro geschätzt, mit weiteren 493 Milliarden Euro bis 2035.
-
Allein für den Netzausbau (Stromübertragungsnetz) bis 2045 werden laut Bundesnetzagentur Investitionen von 327,7 Milliarden Euro erforderlich sein.
-
Diese Kosten umfassen:
-
Ausbau erneuerbarer Energien: Bau von Windparks (On- und Offshore), Photovoltaikanlagen, Biomasseanlagen.
-
Netzausbau und -modernisierung: Neue Stromtrassen (wie SuedLink, SuedOstLink), Ausbau der Verteilnetze, Smart Grids.
-
Speichertechnologien: Batterien, Pumpspeicher, Power-to-X-Anlagen (für Wasserstoff).
-
Sektorkopplung: Elektrifizierung von Wärme (Wärmepumpen) und Verkehr (E-Mobilität), Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur.
-
Stilllegung fossiler Anlagen: Kosten für den Rückbau von Kohlekraftwerken.
-
-
-
Wer trägt die Kosten? Ein großer Teil der Kosten wird über Netzentgelte und Steuern auf die Verbraucher umgelegt. Studien zeigen, dass etwa zwei Drittel der Kosten von privaten Haushalten und der Wirtschaft geschultert werden, während der Staat ein Drittel übernimmt.
2. Sind die Kosten günstiger als fossile Alternativen?
Die klare Antwort vieler Studien und Experten ist Ja, langfristig und unter Berücksichtigung aller Kostenfaktoren (insbesondere externer Kosten) sind erneuerbare Energien und die Energiewende günstiger als ein "Weiter so" mit fossilen Energien.
Hier sind die entscheidenden Argumente:
-
Sinkende Gestehungskosten erneuerbarer Energien:
-
Die Kosten für die Erzeugung von Strom aus Windkraft und Photovoltaik sind in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Solar- und Windenergie sind heute in vielen Fällen die günstigsten Formen der Stromerzeugung (Stromgestehungskosten von 4 bis 7 Cent pro kWh für Freiflächen-PV).
-
Im Gegensatz dazu sind die Betriebskosten fossiler Kraftwerke (insbesondere Gas und Kohle) stark von den Brennstoffpreisen abhängig, die sehr volatil sein können (wie die Energiepreiskrise nach dem Ukraine-Krieg gezeigt hat).
-
Die CO2-Preise (im europäischen Emissionshandel) verteuern den Einsatz fossiler Energieträger zunehmend und machen sie langfristig unwirtschaftlich. Dies ist ein entscheidender Hebel, der die Wettbewerbsfähigkeit fossiler Energien mindert. Gas- und Braunkohlekraftwerke ohne Wärmeauskopplung haben perspektivisch Betriebskosten von über 10-15 Cent/kWh aufgrund steigender CO2-Preise.
-
-
Externe Kosten fossiler Energien:
-
Fossile Energien verursachen erhebliche externe Kosten, die oft nicht direkt im Strompreis sichtbar sind, aber von der Gesellschaft getragen werden:
-
Klimaschäden: Extreme Wetterereignisse, Ernteausfälle, Anstieg des Meeresspiegels – die Kosten der Klimakrise sind immens und steigen stetig.
-
Umweltschäden: Luftverschmutzung (Krankheiten, saurer Regen), Wasserverschmutzung, Landschaftszerstörung durch Bergbau.
-
Gesundheitskosten: Krankheiten durch Luftverschmutzung (Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
-
-
Das Umweltbundesamt schätzt die Umweltkosten in den Bereichen Straßenverkehr, Strom- und Wärmeerzeugung für 2022 auf mindestens 301 Milliarden Euro. Ein Großteil davon entfällt auf fossile Energieträger.
-
Würden diese externen Kosten vollständig eingepreist, wären fossile Energien deutlich teurer als erneuerbare Energien.
-
-
Importabhängigkeit und Versorgungssicherheit:
-
Deutschland importiert fossile Brennstoffe (Öl, Gas, Kohle) in großem Umfang, was zu einer erheblichen Importabhängigkeit und hohen Ausgaben im Ausland führt (durchschnittlich 81 Mrd. Euro pro Jahr, Stand 2025). Diese Ausgaben fließen nicht in die eigene Wirtschaft.
-
Erneuerbare Energien basieren auf heimischen Ressourcen (Sonne, Wind), stärken die Versorgungssicherheit und reduzieren die Anfälligkeit für internationale Preisschwankungen und geopolitische Konflikte.
-
-
Volkswirtschaftliche Effekte:
-
Die Investitionen in die Energiewende schaffen Arbeitsplätze in Deutschland (Anlagenbau, Installation, Wartung, Forschung und Entwicklung).
-
Sie fördern Innovationen und können Deutschland zu einem Technologieführer im Bereich erneuerbarer Energien machen.
-
Langfristig sinken die Strompreise im Großhandel durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, da deren "Brennstoffkosten" (Sonne und Wind) null sind.
-
Die Energiewende ist in der Tat mit enormen Investitionen verbunden, die in die Billionen Euro gehen. Diese Kosten sind jedoch Investitionen in eine zukunftsfähige Infrastruktur und in die Unabhängigkeit von teuren und schmutzigen Importen.
Vergleicht man die Kosten der Energiewende nicht nur mit den reinen Gestehungskosten, sondern berücksichtigt auch die externen Kosten, die Importabhängigkeit und die langfristigen Risiken des Klimawandels, so sind die Kosten der Energiewende langfristig deutlich geringer als die Kosten, die durch das Festhalten an fossilen Energien entstehen würden. Es ist eine Investition in die Zukunft, die sich volkswirtschaftlich rechnet und zudem die Lebensgrundlagen schützt.