Gaskraftwerke werden als relativ teuer in der Stromerzeugung bewertet
Warum Gaskraftwerke als teuer gelten:
- Hohe Brennstoffkosten: Der Preis für Erdgas, den Hauptbrennstoff für diese Kraftwerke, ist volatil und kann insbesondere in Krisenzeiten stark ansteigen, wie wir es in den letzten Jahren in Europa erlebt haben. Dies treibt die Betriebskosten der Gaskraftwerke in die Höhe.
- CO₂-Preis: Mit der fortschreitenden Klimapolitik und der Einführung oder Erhöhung von CO₂-Preisen verteuert sich die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas zusätzlich. Gaskraftwerke emittieren zwar weniger CO₂ als Kohlekraftwerke, sind aber dennoch relevant betroffen.
- Sinkende Volllaststunden: Mit dem zunehmenden Ausbau erneuerbarer Energien, die Vorrang im Netz haben ("Merit-Order-Effekt"), sinken die durchschnittlichen Volllaststunden von Gaskraftwerken. Das bedeutet, dass die fixen Kosten (z.B. für den Bau und die Wartung) auf eine geringere Stromproduktion umgelegt werden müssen, was den Strompreis pro Kilowattstunde erhöht.
- Langfristige Unsicherheit: Angesichts der Klimaziele und des Übergangs zu einer dekarbonisierten Wirtschaft besteht eine langfristige Unsicherheit bezüglich der Rolle und Wirtschaftlichkeit von Gaskraftwerken. Investitionen in neue oder die Ertüchtigung bestehender Gaskraftwerke bergen das Risiko von "Stranded Assets", also Anlagen, die vor ihrer eigentlichen Nutzungsdauer unrentabel werden.
Zusammenhang mit der Energiewirtschaft:
- Übergangstechnologie: Trotz der hohen Kosten werden Gaskraftwerke in der Energiewirtschaft aktuell oft als wichtige Übergangstechnologie angesehen. Sie können flexibel eingesetzt werden, um Schwankungen in der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auszugleichen und die Netzstabilität zu gewährleisten.
- Systemdienstleistungen: Gaskraftwerke erbringen wichtige Systemdienstleistungen wie Frequenzhaltung und Blindleistung, die für einen stabilen Netzbetrieb unerlässlich sind.
- Abhängigkeit von Gasimporten: Die Abhängigkeit Europas von Gasimporten, insbesondere aus geopolitisch sensiblen Regionen, ist ein weiterer Faktor, der die Attraktivität von Gaskraftwerken beeinflusst und die Notwendigkeit alternativer, heimischer Energiequellen unterstreicht.
Zusammenhang mit dem Wasserstoffausbau in Europa:
- Potenzial für "grünen" Wasserstoff: Der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur, insbesondere die Produktion von "grünem" Wasserstoff durch Elektrolyse mit erneuerbarem Strom, könnte langfristig eine Alternative zu Erdgas in Gaskraftwerken darstellen. Dies würde die CO₂-Emissionen deutlich reduzieren.
- Kostenvergleich: Aktuell ist die Produktion von grünem Wasserstoff jedoch noch deutlich teurer als die Nutzung von Erdgas. Die Kosten für grünen Wasserstoff hängen stark von den Strompreisen und den Kosten für Elektrolyseure ab. Es wird erwartet, dass die Kosten für grünen Wasserstoff mit zunehmender Produktionsskalierung und sinkenden Kosten für erneuerbare Energien sinken werden.
- "Blaue" Wasserstoff als Brückentechnologie: "Blauer" Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird, wobei das CO₂ abgeschieden und gespeichert wird (CCS), könnte eine Brückentechnologie sein, um die bestehende Gasinfrastruktur weiter zu nutzen und gleichzeitig Emissionen zu reduzieren. Die Wirtschaftlichkeit von blauem Wasserstoff hängt jedoch stark von den Kosten für CCS und den Erdgaspreisen ab.
- Umrüstung von Gaskraftwerken: Bestehende Gaskraftwerke könnten technisch so angepasst werden, dass sie zukünftig mit Wasserstoff betrieben werden können. Dies würde die Notwendigkeit neuer, teurer Infrastruktur teilweise reduzieren. Allerdings sind hierfür erhebliche Investitionen in die Umrüstung erforderlich, und die Effizienz kann geringer sein als bei von Grund auf für Wasserstoff optimierten Kraftwerken.
- Langfristige Perspektive: Langfristig wird erwartet, dass Wasserstoff eine wichtige Rolle im europäischen Energiesystem spielen wird, nicht nur in der Stromerzeugung, sondern auch in der Industrie und im Verkehr. Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft könnte somit die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern und zur Dekarbonisierung beitragen.