Energiewende: Neustart erforderlich?
2. Introduction: The Imperative for Energy Transition and the Question of a "Restart" in Germany
Angesichts der globalen Klimakrise und der Notwendigkeit, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, ist die Energiewende ein zentrales Anliegen weltweit. Deutschland hat sich mit der Energiewende ambitionierte Ziele gesetzt: Klimaneutralität bis 2045, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und der Kernenergie sowie eine deutliche Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Energiemix . Als einer der Vorreiter in diesem Bereich hat Deutschland in den vergangenen Jahren bemerkenswerte Erfolge erzielt, insbesondere beim Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor. Gleichzeitig sind jedoch erhebliche Herausforderungen aufgetreten, die die Frage aufwerfen, ob die eingeschlagene Richtung noch zielführend ist oder ob ein grundlegender "Neustart" erforderlich sein könnte.
Die anfänglichen Erfolge der Energiewende, wie der rasante Zubau von Solar- und Windkraftanlagen, haben Deutschland zu einem wichtigen Akteur im globalen Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung gemacht. Allerdings zeigen sich zunehmend Schwierigkeiten in Bereichen wie dem Ausbau der Netzinfrastruktur, der Entwicklung von Speichertechnologien und der Akzeptanz neuer Anlagen vor Ort . Diese Herausforderungen führen zu Debatten über die Geschwindigkeit, Effizienz und soziale Verträglichkeit der Energiewende. Angesichts dieser Gemengelage stellt sich die zentrale Frage dieses Berichts: Braucht die deutsche Energiewende einen Neustart, um ihre ambitionierten Ziele zu erreichen, oder bedarf es vielmehr einer Optimierung der bestehenden Strategien? Um diese Frage fundiert beantworten zu können, analysiert der folgende Bericht den aktuellen Stand der Energiewende, identifiziert die größten Herausforderungen, beleuchtet unterschiedliche Expertenmeinungen und zieht Vergleiche zu anderen Ländern, um mögliche Lehren und alternative Wege aufzuzeigen.
3. Current State of the German Energiewende: Progress, Achievements, and Areas of Concern
Die deutsche Energiewende hat seit ihrem Beginn beachtliche Fortschritte erzielt, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien.
3.1. Progress in Renewable Energy Deployment
Im Stromsektor ist der Anteil erneuerbarer Energien am Verbrauch kontinuierlich gestiegen. Bis Mitte 2024 wurden bereits 57 Prozent des verbrauchten Stroms durch erneuerbare Energien gedeckt, und der Anteil an der Stromerzeugung lag sogar bei rund 61,5 Prozent . Dies zeigt, dass der Ausbau von Wind- und Solarenergie deutlich an Tempo gewonnen hat. Im Jahr 2024 erreichte der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch vorläufig 55 Prozent . Dieser Fortschritt ist besonders auf den starken Zubau von Solaranlagen zurückzuführen .
Die installierte Leistung erneuerbarer Energieanlagen stieg im Jahr 2024 um knapp 20 Gigawatt auf eine Gesamtleistung von fast 190 Gigawatt . Dabei verzeichnete die Solarenergie mit einem Zubau von 16,2 Gigawatt einen neuen Rekordwert. Zwei Drittel dieses Zubaus entfielen auf Hausdächer und Gebäude, der Rest auf größere Freiflächen. Bayern führte hier mit 4,0 Gigawatt neu installierter Solarleistung . Bei der Windenergie an Land lag der Zubau mit 2,5 Gigawatt unter dem Vorjahresniveau, jedoch wurden Genehmigungen für knapp 15 Gigawatt erteilt, was einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr darstellt und auf steigende Zubauzahlen in den kommenden Jahren hoffen lässt . Im Bereich der Offshore-Windenergie wurden 2024 insgesamt 0,7 Gigawatt neu in Betrieb genommen, womit die installierte Gesamtleistung in Nord- und Ostsee auf 9,2 Gigawatt anstieg . Es ist jedoch festzustellen, dass der Ausbau der Windenergie, insbesondere im Vergleich zu den Zielen, hinterherhinkt .
3.2. Reduction in Greenhouse Gas Emissions
Deutschland hat seine Treibhausgasemissionen deutlich reduziert. Im Jahr 2023 lag der Ausstoß knapp 46 Prozent unter dem Niveau von 1990. Das Jahr 2024 brachte eine weitere Reduktion um 3 Prozent auf 656 Mio. t CO2-Äq, was den niedrigsten Stand seit 70 Jahren darstellt . Diese Emissionsminderungen sind zu einem großen Teil auf den Energiesektor zurückzuführen, wo die Substitution von Kohle durch erneuerbare Energien und Importe eine wesentliche Rolle spielte .
3.3. Phase-out of Nuclear Energy
Ein weiterer wichtiger Meilenstein der Energiewende war die Stilllegung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke im April 2023 . Damit wurde der Atomausstieg in Deutschland vollständig vollzogen. Die durch den Wegfall der Kernenergie entstandene Lücke in der Stromerzeugung konnte durch den Ausbau erneuerbarer Energien kompensiert werden .
Trotz der genannten Erfolge gibt es Bereiche, in denen die Energiewende nicht im gewünschten Tempo voranschreitet. Insbesondere die Sektoren Gebäude und Verkehr hinken bei der Reduktion von Emissionen und der Umstellung auf erneuerbare Energien hinterher . Im Jahr 2024 gingen der Absatz von Wärmepumpen und die Neuzulassungen von Elektro-Pkw zurück .
Auch der Ausbau der Windenergie an Land verläuft nicht nach Plan. Während das Ziel für den Solarausbau im Jahr 2024 übertroffen wurde, blieb der Windkraftausbau hinter den Erwartungen zurück . Zudem ist es wahrscheinlich, dass die Ziele für die Offshore-Windenergie bis 2030 verfehlt werden . Im Industriesektor bestehen trotz erster Förderzusagen Unsicherheiten bezüglich der Investitionen in klimaneutrale Produktionsverfahren .