Dynamisches Schnellladen im Preismodell

Shell Deutschland testet aktuell ein dynamisches Preismodell für Schnellladen an über 1.600 Ladepunkten in Deutschland. Dieses Pilotprojekt startete Ende Juni/Anfang Juli 2025 und ist ein wichtiger Schritt, um die Kosten für Elektroautofahrer stärker an die Schwankungen der Strompreise an der Börse zu koppeln.

Was bedeutet "dynamisches Schnellladen" bei Shell?

Im Kern bedeutet dynamisches Schnellladen in diesem Kontext, dass der Strompreis an der Ladesäule sich im Tagesverlauf ändern kann, abhängig vom sogenannten Spotpreis an der Strombörse. Dieser Spotpreis wird täglich auf Basis von Angebot und Nachfrage prognostiziert und schwankt.

  • Vorteil für Kunden: Wenn viel erneuerbare Energie (z.B. aus Photovoltaik bei starker Sonneneinstrahlung zur Mittagszeit oder Windenergie in der Nacht) im Netz ist und das Angebot die Nachfrage übersteigt, sinken die Börsenstrompreise. Shell möchte diese Preisvorteile an die Kunden weitergeben, sodass das Laden zu bestimmten Zeiten günstiger wird.

  • Vorteil für das Stromnetz: Indem Kunden angeregt werden, dann zu laden, wenn viel Strom im Netz ist, hilft das dynamische Preismodell, das Stromnetz zu stabilisieren und die Integration erneuerbarer Energien zu fördern. Es wirkt einer Überlastung in Spitzenzeiten entgegen und nutzt Kapazitäten in Zeiten geringer Nachfrage besser aus.

  • Transparenz und Nutzung: Die aktuellen Ladepreise sollen über die Shell Recharge App und die Shell Recharge Ladekarte einsehbar sein. So können E-Autofahrer den besten Zeitpunkt für ihren Ladevorgang wählen. Zum Start des Pilotprojekts betrug die maximale Differenz im Tagesverlauf maximal 6 Cent pro Kilowattstunde (kWh).

Warum ist das wichtig und welche Ziele verfolgt Shell damit?

  1. Kostenoptimierung für Kunden: Da die Ladekosten ein wichtiger Faktor für E-Autofahrer sind, bietet ein dynamisches Preismodell potenziell die Möglichkeit, Ladekosten zu senken, wenn der Börsenstrompreis niedrig ist.

  2. Förderung der Energiewende: Indem das Laden in Zeiten hohen Angebots an erneuerbaren Energien attraktiver wird, trägt Shell dazu bei, die volatile Natur von Wind- und Solarenergie besser ins Netz zu integrieren und Engpässe zu vermeiden.

  3. Strategische Ausrichtung von Shell: Shell, ein traditionelles Öl- und Gasunternehmen, transformiert sich zunehmend zu einem integrierten Energieunternehmen mit Fokus auf Elektromobilität. Das Unternehmen plant, die Zahl seiner Ladepunkte weltweit von derzeit rund 54.000 auf 200.000 bis 2030 zu erhöhen. Die Einführung dynamischer Preise ist Teil dieser Strategie, um den Kunden attraktive und netzdienliche Ladelösungen anzubieten.

  4. Erkenntnisgewinn: Das Pilotprojekt soll Shell Erkenntnisse darüber liefern, wie attraktiv dieses Modell für Kunden ist und welchen konkreten Beitrag es zur Netzstabilität leisten kann.

Es ist wichtig zu beachten, dass dies ein Pilotprojekt ist. Die Erfahrungen und das Kundenfeedback werden zeigen, wie sich dieses dynamische Preismodell in der Praxis bewährt und ob es langfristig flächendeckend eingeführt wird. Für E-Autofahrer bedeutet es, dass sie aktiver die Preise beobachten müssen, können aber potenziell von günstigeren Ladezeiten profitieren.

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