Datenklau und Hackerangriffe stellen eine zunehmende und ernste Bedrohung für die Energiewirtschaft dar
Die Gründe für die wachsende Anfälligkeit sind vielfältig:
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Digitalisierung der Netze: Intelligente Netze (Smart Grids), die den dezentralen Stromfluss steuern, und die Vernetzung von Solaranlagen, Windparks und Ladesäulen schaffen neue, potenziell angreifbare Schnittstellen.
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Kritische Infrastruktur (KRITIS): Energieversorgungsanlagen, von Kraftwerken bis zu Umspannwerken, gelten als kritische Infrastruktur, deren Ausfall massive wirtschaftliche und soziale Schäden verursachen würde. Das macht sie zu einem attraktiven Ziel für kriminelle und staatlich gesteuerte Angreifer.
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Dezentralisierung: Die steigende Zahl kleinerer, dezentraler Anlagen (z.B. Solaranlagen auf Dächern) ist oft weniger gut geschützt als große, zentrale Kraftwerke.
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Veraltete Systeme: Viele Energieunternehmen nutzen noch ältere, teils analoge oder nicht vernetzte Systeme (sogenannte Operational Technology oder OT), die in ein modernes, digitales Netz integriert werden müssen. Dies kann Sicherheitslücken schaffen.
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Datenklau: Hacker zielen nicht nur auf die Kontrolle der Infrastruktur ab, sondern auch auf sensible Daten. Dazu gehören Kundeninformationen, Verbrauchsdaten, Bankverbindungen und geistiges Eigentum. Häufig werden diese Daten gestohlen, um Lösegeld zu erpressen oder sie im Darknet zu verkaufen.
Konkrete Bedrohungen und Vorgehensweisen
Die Angriffe auf die Energieversorger erfolgen auf unterschiedliche Weise:
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Ransomware-Angriffe: Dabei werden IT-Systeme verschlüsselt, um Lösegeld zu erpressen. Dies kann interne Abläufe lahmlegen, wie es bereits bei mehreren deutschen Stadtwerken der Fall war.
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Sabotage: Ziel ist die Störung oder Zerstörung der Infrastruktur. Angreifer versuchen, Kontrolle über Steuerungssysteme zu erlangen, um beispielsweise die Stromversorgung zu unterbrechen oder Anlagenteile zu beschädigen.
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Industriespionage: Staatliche oder wirtschaftlich motivierte Angreifer versuchen, sich Zugang zu sensiblen Daten zu verschaffen, um technologische Informationen zu stehlen oder strategische Vorteile zu erzielen.
Gegenmaßnahmen und Regulierung
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, werden die gesetzlichen und technischen Anforderungen an die Energieversorger stetig verschärft:
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NIS2-Richtlinie: Die Europäische Union hat mit der NIS2-Richtlinie strengere und weitreichendere Cybersicherheitsanforderungen für kritische Infrastrukturen, einschließlich der Energiewirtschaft, erlassen. Diese müssen nun in nationales Recht umgesetzt werden.
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Bundesnetzagentur und BSI: Die Bundesnetzagentur und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickeln fortlaufend neue Sicherheitskataloge und -standards, die die Energieversorger umsetzen müssen, um die Verfügbarkeit und Integrität ihrer Netze zu gewährleisten.
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IT-Sicherheitsgesetz: In Deutschland sind Betreiber kritischer Infrastrukturen verpflichtet, erhebliche Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und Vorfälle zu melden.
Der Schutz der Energieversorgung ist eine der wichtigsten Aufgaben der nationalen Sicherheit. Die Branche muss massive Investitionen in Cyber-Resilienz und die Schulung von Mitarbeitern tätigen, um den wachsenden Bedrohungen standzuhalten.