CO2 in der Stadt einsparen
1. Sektor Verkehr ("Blaue Mobilität"):
Der Verkehrssektor ist ein Schlüsselbereich für CO2-Einsparungen in Tübingen. Bernd Schott betont hier folgende Maßnahmen:
- Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV): Tübingen setzt auf ein dichtes Netz aus Buslinien mit engen Takten und modernen Bussen. Ziel ist es, den ÖPNV attraktiv zu machen und den Umstieg vom individuellen Autoverkehr zu fördern. Die Umgestaltung des Hauptbahnhofs zu einer Drehscheibe der "Blauen Mobilität" ist ein wichtiger Schritt.
- Förderung des Radverkehrs: Tübingen investiert in eine fahrradfreundliche Infrastruktur mit sicheren Radwegen und Abstellmöglichkeiten.
- Fahrgemeinschaften und Mitfahrgelegenheiten: Die Stadt fördert Initiativen wie "Gemeinsam. Unterwegs." (mit der Plattform RideBee), um das gemeinsame Autofahren zu erleichtern und somit CO2-Emissionen, Lärm und Kosten zu reduzieren.
- Elektromobilität: Unterstützung für Elektrobikes und Elektroautos, zum Beispiel durch Ladeinfrastruktur.
- Reduzierung des Individualverkehrs: Generell wird versucht, die Notwendigkeit von Autofahrten zu verringern, indem Wege verkürzt werden und attraktive Alternativen angeboten werden. Ein Ziel ist es, bis 2030 50% weniger CO2 aus dem Verkehr zu emittieren.
2. Sektor Wärme (Gebäude):
Der Wärmebereich ist ebenfalls ein großer CO2-Verursacher. Tübingen setzt hier an mehreren Punkten an:
- Energetische Gebäudesanierung: Die Stadtverwaltung und die städtische Wohnungsbaugesellschaft investieren massiv in die Sanierung von Gebäuden, um den Energieverbrauch zu senken. Das Ziel ist eine deutliche Reduzierung des Wärmebedarfs.
- Ausbau der Fernwärme: Die Stadtwerke Tübingen errichten neue ökologische Kraftwerke und erweitern das Fernwärmenetz, um Haushalte und Unternehmen mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen.
- Umstieg von fossilen Heizungen: Tübingen fördert den Austausch von Öl- und Gasheizungen durch klimafreundlichere Alternativen wie Wärmepumpen oder Anschluss an die Fernwärme.
- Wärmeplanung: Eine umfassende Wärmeplanung identifiziert Potenziale für effiziente und erneuerbare Wärmeversorgung in verschiedenen Stadtteilen.
3. Sektor Strom (Erneuerbare Energien):
Hier geht es vor allem um die Erzeugung von grünem Strom:
- Ausbau der Photovoltaik (PV): Tübingen fördert die Installation von PV-Anlagen auf Dächern von privaten und kommunalen Gebäuden. Es gibt eine "PV-Pflicht" bei Grundstückskaufverträgen in bestimmten Gebieten und ein kommunales Förderprogramm für PV-Anlagen und Batteriespeicher.
- Bürgerenergie: Die Gründung der Bürgerenergie Tübingen eG ermöglicht es Kleinstanleger*innen, sich an der Produktion von erneuerbarer Energie zu beteiligen.
- Investitionen der Stadtwerke: Die Stadtwerke Tübingen investieren in neue Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, um die Stromversorgung der Stadt klimaneutral zu gestalten.
4. Querschnittsmaßnahmen und Kommunikationsstrategie ("Tübingen macht blau"):
Neben den sektorspezifischen Maßnahmen setzt Tübingen auf umfassende Strategien, die alle Bereiche durchdringen:
- Klimaschutzkampagne "Tübingen macht blau": Diese Kampagne dient der Motivation und Aufklärung der Bevölkerung. Sie baut auf vier Modulen auf:
- Investitionen: Stadt und Stadtwerke investieren in Klimaschutzmaßnahmen.
- Bündnisse: Die Stadt sucht die Zusammenarbeit mit lokalen Netzwerken und Institutionen.
- Kommunikation: Eine variantenreiche Kampagne mit originellen Elementen motiviert und klärt die Bevölkerung auf.
- Monitoring: Indikatoren und CO2-Bilanzen werden erhoben und öffentlich gemacht, um Erfolge sichtbar zu machen.
- Vorbildfunktion der Verwaltung: Die Stadtverwaltung und ihre Tochterunternehmen nehmen eine Vorbildfunktion ein und setzen Klimaschutzmaßnahmen in ihren eigenen Bereichen um.
- Klimaneutralitätsziel 2030: Tübingen hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein. Dieses Ziel leitet alle Maßnahmen.
- Partizipation und Bürgerbeteiligung: Die Bürger werden über Möglichkeiten zum Energiesparen und Klimaschutz informiert und zur Mitwirkung motiviert.
- Kalkulation mit steigenden CO2-Preisen: Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung von Klimaschutzmaßnahmen geht die Stadt von steigenden CO2-Preisen aus, was Investitionen in klimafreundliche Technologien attraktiver macht.
Bernd Schott betont, dass der Erfolg dieser Maßnahmen vom politischen Willen und dem gesellschaftlichen Engagement abhängt. Tübingen zeigt, dass das laut Weltklimarat notwendige Klimaschutzziel machbar ist, wenn eine Kommune konsequent handelt und ihre Bürgerinnen und Bürger einbezieht.