Ausbau der Windenergie ist Mammutaufgabe

Der Ausbau der Windenergie ist eine Mammutaufgabe, die weit über das bloße Aufstellen von Windrädern hinausgeht. Er erfordert ein ganzes Ökosystem an Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Nur wenn alle Rädchen ineinandergreifen, kann der Ausbau zügig und effizient voranschreiten. Die benötigten Milliardeninvestitionen sind enorm, aber die Verfügbarkeit von Kapital ist vorhanden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Projekte rentabel und planbar sind.

Benötigte Dienstleistungen rund um die Windenergie

 

Die Dienstleistungen im Bereich Windenergie lassen sich grob in verschiedene Phasen unterteilen:

1. Projektentwicklung und Planung:

  • Standortanalyse und Windmessung: Ermittlung optimaler Standorte (Windhöffigkeit, Topographie, Infrastruktur).

  • Projektierung und Genehmigungsverfahren: Erstellung von Gutachten (Schall, Schattenwurf, Artenschutz, Immissionsschutz), Bauleitplanung, Abstimmung mit Behörden und Anwohnern. Dies ist oft der zeitintensivste und komplexeste Schritt.

  • Finanzierungsberatung: Erstellung von Businessplänen, Suche nach Investoren, Beantragung von Fördermitteln.

  • Rechtsberatung: Grundstückssicherung (Pachtverträge), Genehmigungsrecht, Ausschreibungsrecht, etc.

  • Netzanschlussplanung: Klärung der technischen und rechtlichen Voraussetzungen für den Anschluss an das Stromnetz.

2. Herstellung und Logistik:

  • Komponentenfertigung: Herstellung von Rotorblättern, Türmen, Gondeln, Getrieben, Generatoren, elektronischen Steuerungssystemen.

  • Transport und Logistik: Spezialisierte Unternehmen für den Transport der oft gigantischen Komponenten zu den oft abgelegenen Standorten. Dies erfordert spezielle Fahrzeuge, Routenplanungen und Genehmigungen.

3. Bau und Installation (Errichtung):

  • Fundamentbau: Tiefbauunternehmen für die Errichtung der massiven Fundamente.

  • Kranarbeiten: Einsatz von Großkränen für das Heben und Montieren der einzelnen Turbinenteile.

  • Elektroinstallation: Verkabelung der Anlagen, Anschluss an das Stromnetz.

  • Inbetriebnahme: Tests und Feinjustierungen vor dem Regelbetrieb.

4. Betrieb und Wartung (Service):

  • Technische Betriebsführung: Überwachung der Anlagen, Fehlerbehebung, Optimierung des Betriebs.

  • Kaufmännische Betriebsführung: Abrechnung, Vertragsmanagement, Direktvermarktung des Stroms.

  • Regelmäßige Wartung und Inspektion: Überprüfung von Komponenten, Ölwechsel, Verschleißteiltausch.

  • Reparaturen und Großkomponententausch: Austausch von Getrieben, Generatoren oder Rotorblättern.

  • Condition Monitoring Systeme (CMS): Systeme zur permanenten Überwachung der Anlagengesundheit.

  • Sicherheitstechnik und Höhenzugangstechnik: Spezialisierte Teams für Arbeiten in großer Höhe.

  • Reinigung und Oberflächenschutz: Maßnahmen zum Erhalt der Anlage.

5. Rückbau und Recycling (nach der Betriebszeit):

  • Demontage: Rückbau der Anlagen.

  • Recycling und Entsorgung: Spezialisierte Unternehmen für die umweltgerechte Verwertung der Materialien, insbesondere der Rotorblätter.

  • Repowering: Ersetzen alter, kleinerer Anlagen durch modernere, leistungsfähigere Turbinen am selben Standort.

 

Wo nimmt der Ausbau Fahrt auf?

 

Der Ausbau der Windenergie in Deutschland nimmt derzeit in verschiedenen Regionen Fahrt auf:

  • Norddeutschland (Onshore und Offshore): Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind traditionell führend beim Windenergieausbau. Sie profitieren von guten Windbedingungen und einer vergleichsweise hohen Akzeptanz. Hier gibt es sowohl beim Onshore-Ausbau als auch beim Offshore-Ausbau in Nord- und Ostsee erhebliche Potenziale und bereits viele Projekte in Planung oder Bau. Die Offshore-Windparks in der Nordsee spielen eine zunehmend wichtige Rolle, da sie nahezu konstante Windverhältnisse bieten.

  • Nordrhein-Westfalen: NRW hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Motor des Onshore-Ausbaus entwickelt und weist hohe Zubauzahlen auf.

  • Brandenburg und Sachsen-Anhalt: Auch die ostdeutschen Bundesländer verfügen über große Flächen und gute Windbedingungen und tragen maßgeblich zum Ausbau bei.

  • Flächenbereitstellung und Genehmigungen: Die Bundesregierung hat die Flächenziele für die Windenergie gesetzlich verankert (2% der Landesfläche bis 2032) und Genehmigungsverfahren beschleunigt. Dies beginnt, Früchte zu tragen, auch wenn es regional noch Unterschiede und Herausforderungen gibt. Die Anzahl der Genehmigungen für neue Anlagen hat zuletzt deutlich zugenommen, was ein gutes Zeichen für zukünftigen Zubau ist.

 

Kann das alles auch finanziert werden?

 

Die Finanzierung der Windenergieprojekte ist eine immense Aufgabe, aber grundsätzlich machbar und attraktiv für Investoren. Die Energiewende erfordert in Deutschland und Europa enorme Investitionen in den kommenden Jahren.

Hauptfinanzierungsquellen und -mechanismen:

  1. Projektfinanzierung durch Banken: Dies ist die gängigste Form, insbesondere bei größeren Projekten. Banken (z.B. die KfW, aber auch Geschäftsbanken) vergeben Kredite, die aus den zukünftigen Stromerlösen des Windparks zurückgezahlt werden. Die Stabilität der Erträge (oft durch langfristige Stromabnahmeverträge oder staatliche Förderungen über Ausschreibungen gesichert) macht Windprojekte für Banken attraktiv.

  2. Eigenkapital von Projektentwicklern und Investoren: Unternehmen, die Windparks entwickeln, bringen einen Teil des Eigenkapitals selbst auf. Zudem beteiligen sich institutionelle Investoren (Pensionsfonds, Versicherungen, Investmentfonds) zunehmend an Windprojekten, da diese als relativ stabile und langfristige Anlagen mit planbaren Erträgen gelten.

  3. Öffentliche Förderprogramme: Obwohl die EEG-Umlage abgeschafft wurde, existieren weiterhin Förderinstrumente, insbesondere über die Ausschreibungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die eine feste Vergütung für den erzeugten Strom über einen bestimmten Zeitraum garantieren. Zudem gibt es spezielle Förderprogramme der KfW für Offshore-Windenergie und zur Unterstützung von Bürgerenergiegesellschaften in der Planungsphase.

  4. Bürgerenergie und Crowdinvesting: Immer mehr Windparks werden auch von Bürgerenergiegenossenschaften oder über Crowdinvesting-Plattformen finanziert. Dies erhöht die lokale Akzeptanz und ermöglicht es Privatpersonen, sich an der Energiewende zu beteiligen.

  5. Grüne Anleihen und ESG-Fonds: Am Kapitalmarkt werden zunehmend grüne Anleihen und Investmentfonds aufgelegt, die gezielt in nachhaltige Projekte, darunter Windenergie, investieren. Unternehmen nutzen diese Instrumente, um Kapital für ihre Projekte zu beschaffen.

Herausforderungen bei der Finanzierung:

  • Steigende Baukosten: Die Kosten für den Bau von Windenergieanlagen sind in den letzten Jahren aufgrund von Inflation, Lieferkettenproblemen und Rohstoffpreisen gestiegen.

  • Höhere Zinsen: Das aktuelle Zinsumfeld macht die Kreditfinanzierung teurer.

  • Lange Genehmigungsverfahren: Lange Planungs- und Genehmigungszeiten binden Kapital und erhöhen das Projektrisiko.

  • Regulatorische Unsicherheit: Änderungen im regulatorischen Rahmen können die Attraktivität von Projekten beeinflussen.

Fazit zur Finanzierung:

Trotz der Herausforderungen ist die Finanzierung von Windenergieprojekten in Deutschland grundsätzlich gesichert. Das große Interesse von Investoren, die zunehmende Professionalisierung der Projektentwicklung und die fortbestehenden politischen Rahmenbedingungen (EEG-Ausschreibungen, Flächenziele) schaffen eine solide Grundlage. Um das ambitionierte Tempo des Ausbaus beizubehalten, sind jedoch weiterhin eine stabile und verlässliche Förderpolitik, Bürokratieabbau und eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren entscheidend. Die benötigten Milliardeninvestitionen sind enorm, aber die Verfügbarkeit von Kapital ist vorhanden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Projekte rentabel und planbar sind.

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