Wärmepumpen und Elektroautos können die Strompreise senken
Der Mechanismus, wie Wärmepumpen und Elektroautos Strompreise senken können:
Der zentrale Hebel liegt in der Flexibilität beim Stromverbrauch und der effizienteren Nutzung von Überschussstrom aus erneuerbaren Energien:
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Vermeidung von Negativpreisen und Redispatch-Kosten:
- Deutschland hat immer mehr Wind- und Solaranlagen. Es gibt Zeiten, in denen mehr Strom produziert wird, als gerade verbraucht werden kann. Dies führt zu sogenannten Negativpreisen an der Strombörse (Anbieter zahlen dafür, dass jemand Strom abnimmt) und zu Redispatch-Kosten (Kosten, die entstehen, weil erneuerbare Energien abgeregelt werden müssen, weil das Netz überlastet ist, während fossile Kraftwerke an anderer Stelle hochgefahren werden).
- Wärmepumpen und Elektroautos, insbesondere wenn sie smart gesteuert werden, können in diesen Zeiten des Stromüberschusses gezielt geladen bzw. betrieben werden.
- Wärmepumpen: Können Wärme in Pufferspeichern vorheizen, wenn der Strom günstig ist.
- Elektroautos: Können geladen werden, wenn viel erneuerbarer Strom im Netz ist. Zukünftig spielt hier auch bidirektionales Laden eine Rolle, bei dem E-Autos Strom nicht nur aufnehmen, sondern auch ins Netz zurückspeisen können, wenn er gebraucht wird.
- Effekt: Indem sie den Überschussstrom aufnehmen, reduzieren sie die Notwendigkeit von Abregelungen und die Häufigkeit von Negativpreisen. Das senkt die Kosten für das Gesamtsystem und entlastet das Stromnetz. Studien, wie die von Enervis im Auftrag von Green Planet Energy, zeigen, dass flexible Wärmepumpen und E-Autos die Anzahl der Negativpreisstunden deutlich senken können, was den durchschnittlichen Börsenstrompreis positiv beeinflusst und teure Redispatch-Maßnahmen reduziert.
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Reduzierung des Bedarfs an Spitzenlastkraftwerken (insbesondere Gaskraftwerke):
- Wenn Wärmepumpen und Elektroautos "intelligent" laden und heizen, können sie Lastspitzen vermeiden oder glätten. Das bedeutet, dass weniger teure und CO2-intensive Spitzenlastkraftwerke (oft Gaskraftwerke) zugeschaltet werden müssen, um kurzfristige Bedarfsspitzen zu decken.
- Weniger Gaskraftwerkseinsatz bedeutet niedrigere Stromgestehungskosten und geringere CO2-Emissionen, was sich ebenfalls auf den Gesamtpreis auswirken kann.
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Netzentlastung und reduzierte Netzausbaukosten:
- Intelligent gesteuerte Verbraucher können dazu beitragen, lokale Netzengpässe zu vermeiden. Wenn der Strombezug zeitlich entzerrt wird, können teure Netzausbauprojekte oder lokale Verstärkungen des Netzes hinausgezögert oder sogar vermieden werden. Das senkt langfristig die Netzentgelte für alle.
- Der §14a EnWG (Energiewirtschaftsgesetz), der seit Januar 2024 gilt, ermöglicht es Netzbetreibern, die Leistung von Wärmepumpen und Wallboxen im Bedarfsfall zu drosseln. Im Gegenzug erhalten die Nutzer eine Reduzierung der Netzentgelte. Dies ist ein Anreiz zur Flexibilität und zur Entlastung der Netze, was sich auf den Gesamtpreis auswirken kann.
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Effizienzsteigerung und Verlagerung von der Gasnutzung:
- Wärmepumpen sind deutlich effizienter als Gasheizungen, da sie aus einer Kilowattstunde Strom (und Umgebungswärme) das Drei- bis Vierfache an Wärmeenergie erzeugen. Jede Kilowattstunde Strom, die für eine Wärmepumpe genutzt wird, ersetzt in der Regel ein Vielfaches an Gas. Wenn der Strompreis pro kWh günstiger ist als der Gaspreis pro kWh (unter Berücksichtigung der Effizienz der Wärmepumpe), senkt dies die gesamten Energiekosten für den Haushalt.
Wo die Wirkung begrenzt ist oder es zu Komplikationen kommen kann:
- Strompreis-Komponenten: Der Endstrompreis für Haushalte in Deutschland setzt sich aus vielen Komponenten zusammen (Strombeschaffung, Netzentgelte, Umlagen, Steuern, Abgaben). Wärmepumpen und E-Autos können vor allem den reinen Strombeschaffungspreis an der Börse (durch die oben genannten Flexibilitätsmechanismen) sowie langfristig die Netzentgelte beeinflussen. Steuern und Abgaben, die einen Großteil des Preises ausmachen, bleiben davon unberührt, es sei denn, die Politik greift hier regulierend ein (z.B. durch die Senkung der Stromsteuer für Wärmepumpenstrom).
- Zusätzliche Nachfrage: Im großen Maßstab führt der Übergang zu Wärmepumpen und E-Autos zu einer erheblich steigenden Stromnachfrage (Prognosen gehen von einer Steigerung von 550 TWh auf 700-750 TWh bis 2030 aus). Wenn diese Nachfrage nicht gleichzeitig durch einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien gedeckt wird, kann dies auch zu Preissteigerungen führen. Der Schlüssel ist also immer der gleichzeitige und schnellere Ausbau der Erneuerbaren.
- Intelligente Steuerung erforderlich: Die positiven Effekte auf den Strompreis treten nur ein, wenn Wärmepumpen und E-Autos smart gesteuert werden und dynamische Stromtarife nutzen können, die Preissignale aus dem Markt an die Verbraucher weitergeben. Ohne diese Flexibilität könnten sie einfach zu bestimmten Zeiten die Last erhöhen und das Netz belasten.
- Regionale Unterschiede: Die Effekte können regional unterschiedlich sein, je nach Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netzkapazitäten vor Ort.
Ja, Wärmepumpen und Elektroautos haben das Potenzial, die Strompreise langfristig zu senken und die Energiewende effizienter zu gestalten. Dies geschieht nicht durch eine magische direkte Senkung des Grundpreises, sondern indirekt durch:
- Steigerung der Flexibilität im Stromsystem.
- Effizientere Nutzung von Überschussstrom aus erneuerbaren Energien.
- Reduzierung von Netzengpässen und Redispatch-Kosten.
- Senkung des Bedarfs an teuren Spitzenlastkraftwerken.
Voraussetzung dafür ist jedoch eine intelligente Steuerung dieser Verbraucher, der massive weitere Ausbau erneuerbarer Energien und ein fortschrittliches Strommarktdesign mit dynamischen Tarifen und Anreizen für Flexibilität. Ohne diese begleitenden Maßnahmen könnten sie auch zu einer reinen Laststeigerung führen, die ohne ausreichenden Zubau erneuerbarer Energien eher preistreibend wirken würde