Rückschlag für das Wasserstoffkernnetz
1. Rückschlag für das Wasserstoffkernnetz und EWE:
- Direkte Auswirkungen auf EWE: EWE, der Oldenburger Regionalversorger, hatte geplant, für ArcelorMittal einen 50-MW-Elektrolyseur in Bremen zu realisieren. Dieses Projekt wurde nun von EWE aufgrund der "aktuellen Marktbedingungen" und der Entscheidung von ArcelorMittal vorerst gestoppt. ArcelorMittal war als großer Abnehmer des grünen Wasserstoffs vorgesehen.
- Unsicherheit für die Wasserstoffinfrastruktur: Das Ausbleiben eines so großen Ankerkunden wie ArcelorMittal trifft den Aufbau des Wasserstoffkernnetzes in Deutschland empfindlich. Das Netzwerk ist auf große Abnehmer angewiesen, um die Wirtschaftlichkeit der Infrastruktur zu gewährleisten. Es wirft Fragen bezüglich der Nachfrage und der zukünftigen Auslastung auf.
- Herausforderungen für die Dekarbonisierung der Industrie: Die Entscheidung von ArcelorMittal unterstreicht die immensen Herausforderungen bei der Dekarbonisierung der Schwerindustrie. Hohe Energiekosten in Deutschland (insbesondere Strompreise) und Unsicherheiten bezüglich des zukünftigen Energiemixes werden als Hauptgründe für den Rückzug genannt. Dies zeigt, dass die Transformation nur gelingt, wenn Wasserstoff nicht nur politisch gewollt, sondern auch wirtschaftlich machbar ist.
2. Signalwirkung für andere Unternehmen und die Politik:
- Warnsignal für Investitionen: Der Fall ArcelorMittal sendet ein starkes Signal an andere Unternehmen, die in grüne Technologien in Deutschland investieren wollen. Er verdeutlicht, dass trotz staatlicher Förderzusagen (ArcelorMittal hatte bis zu 1,3 Milliarden Euro an Subventionen angeboten bekommen) die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derzeit nicht ausreichend attraktiv sind.
- Druck auf die Politik: Die deutsche und europäische Politik stehen unter Druck, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies betrifft insbesondere wettbewerbsfähige Strompreise, eine zuverlässige Förderpolitik und den beschleunigten Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur. Nur so kann Vertrauen für Milliardeninvestitionen geschaffen werden.
- Vergleich mit anderen Regionen: ArcelorMittal selbst weist darauf hin, dass andere Länder mit wettbewerbsfähigeren und vorhersehbareren Strompreisen die ersten Elektrostahlöfen bauen. Auch innerhalb Europas gibt es Regionen (z.B. Südeuropa) mit günstigeren Bedingungen für grünen Wasserstoff.
3. Auswirkungen auf die Arbeitsplätze und den Industriestandort:
- Sorge um Arbeitsplätze: Obwohl ArcelorMittal aktuell keine Standortschließungen angekündigt hat, schürt die Entscheidung Ängste um die langfristige Zukunft der deutschen Stahlwerke und der damit verbundenen Arbeitsplätze.
- Gefährdung des Industriestandorts Deutschland: Der Rückzug ist ein weiterer Schlag für den deutschen Industriestandort, der bereits unter hohen Energiekosten leidet. Er wirft die Frage auf, wie Deutschland seine ehrgeizigen Klimaziele erreichen kann, wenn große Industrieunternehmen die Transformation als nicht wirtschaftlich tragbar einstufen.
4. Positive Ansätze und nächste Schritte:
- Andere Projekte laufen weiter: Trotz des Rückschlags in Bremen betreibt EWE andere Wasserstoffprojekte im Rahmen seines "Clean Hydrogen Coastline"-Programms planmäßig weiter, darunter eine 320-Megawatt-Wasserstofferzeugungsanlage in Emden und den Bau eines großtechnischen Wasserstoffspeichers in Huntorf sowie den Aufbau einer Pipelineinfrastruktur. Auch ein kleineres 10-Megawatt-Elektrolyseprojekt in Bremen, das bereits im Bau ist, wird fortgesetzt.
- Andere Stahlkonzerne halten an Plänen fest: Unternehmen wie Thyssenkrupp und Salzgitter AG halten an ihren Green-Steel-Plänen fest, betonen aber ebenfalls die Notwendigkeit angepasster Rahmenbedingungen und wettbewerbsfähiger Energiepreise.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung von ArcelorMittal ein herber Rückschlag für die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland ist und die Notwendigkeit von dringenden politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die industrielle Dekarbonisierung unterstreicht. Die Transformation der Industrie hin zu klimaneutralen Prozessen ist komplex und erfordert nicht nur technologische Innovation, sondern vor allem auch wirtschaftliche Anreize und Planungssicherheit.