Flexibilität von Speichersystemen

1. Ausbau der intelligenten Infrastruktur (Smart Grids)

Dies ist die Grundlage für die Digitalisierung der Flexibilität. Ohne eine moderne Netzinfrastruktur können die Daten von Speichersystemen nicht effizient erfasst und genutzt werden. Konkrete Maßnahmen hierbei sind:

  • Rollout von Smart Metern und Gateways: Die flächendeckende Einführung intelligenter Messsysteme bei Haushalten und Unternehmen ist essenziell. Diese Systeme können in Echtzeit Daten über Verbrauch und Einspeisung liefern.

  • Ausbau von Sensorik und Kommunikationstechnik im Verteilnetz: Netzbetreiber müssen ihr Netz mit Sensoren ausstatten, die den Zustand des Netzes (z.B. Spannung, Frequenz) in Echtzeit überwachen. Eine leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur (z.B. Glasfaser) ist notwendig, um diese Daten zentral zu verarbeiten.

2. Entwicklung digitaler Plattformen und Schnittstellen

Um die Daten der Speichersysteme nutzbar zu machen, müssen die Netzbetreiber offene, standardisierte und sichere digitale Plattformen schaffen.

  • Standardisierte Schnittstellen (APIs): Netzbetreiber müssen offene und harmonisierte Schnittstellen entwickeln, über die Speichersysteme (und andere flexible Anlagen wie E-Autos oder Wärmepumpen) mit dem Netzbetreiber kommunizieren können. Dies ermöglicht die automatisierte Abfrage und Steuerung der Speicherkapazitäten.

  • Plattformen für Flexibilitätsmärkte: Es müssen digitale Marktplätze geschaffen werden, auf denen Netzbetreiber bei Bedarf Flexibilität von Speicherbetreibern (sogenannten Aggregatoren) einkaufen können. Dies ermöglicht es, Netzausbau zu verzögern und Engpässe effizienter zu managen.

3. Anpassung von Regulierungen und Anreizsystemen

Die technische Digitalisierung allein reicht nicht aus, wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen nicht angepasst werden. Die EU-Kommission und nationale Regulierungsbehörden spielen hier eine wichtige Rolle.

  • Anerkennung der netzdienlichen Flexibilität: Die Regulierung muss sicherstellen, dass die Kosten für den Einsatz von Flexibilität durch Netzbetreiber anerkannt werden. Aktuell haben Netzbetreiber oft stärkere Anreize, in den physischen Netzausbau zu investieren, als in digitale Flexibilitätslösungen.

  • Klare gesetzliche Rahmenbedingungen für Multi-Use-Fälle: Speicher werden häufig für verschiedene Zwecke genutzt (z.B. Eigenverbrauch, Teilnahme am Strommarkt, Netzstabilisierung). Es müssen klare Regeln geschaffen werden, die diese verschiedenen Nutzungsmodelle rechtlich und finanziell ermöglichen und die technischen Anforderungen für die Netzanschlussfähigkeit von Speichern definieren.

  • Förderung der Datenverfügbarkeit: Der Datenaustausch zwischen allen relevanten Akteuren (Netzbetreiber, Speicherbetreiber, Aggregatoren, Endkunden) muss geregelt und erleichtert werden, ohne dabei Datenschutzstandards zu gefährden.

4. Förderung von Innovationsprojekten und Kooperationen

Die Netzbetreiber können aktiv dazu beitragen, die Digitalisierung voranzutreiben, indem sie in Forschung und Entwicklung investieren und mit anderen Akteuren zusammenarbeiten.

  • Pilotprojekte und Reallabore: Durch die Erprobung neuer Technologien und Geschäftsmodelle in der Praxis können wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die später in die Breite ausgerollt werden können.

  • Zusammenarbeit mit anderen Netzbetreibern und Aggregatoren: Der Austausch von Best Practices und die gemeinsame Entwicklung von Standards können die Digitalisierung beschleunigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Netzbetreiber in der EU vor der großen Aufgabe stehen, ihre Netze von einer passiven, unidirektionalen Infrastruktur zu einer aktiven, digitalen und intelligenten Plattform zu transformieren. Die Digitalisierung der Flexibilität von Speichern ist dabei ein zentraler Baustein, der durch Investitionen in Smart Grids, die Schaffung offener Plattformen und die Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen vorangetrieben werden kann.

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